Die Richtlinie zur Förderung von transnationalen Verbundvorhaben im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ und des Forschungsprogramms der Bundesregierung „MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit“ fokussiert auf die Entwicklung einer klimaneutralen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen blauen Wirtschaft. Diese Initiative, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 28. Februar 2024, ist Teil der zweiten transnationalen Ausschreibung der Sustainable Blue Economy Partnership (SBEP), finanziert durch das EU-Rahmenprogramm „Horizont Europa“.
Die SBEP, eine länderübergreifende Initiative unterstützt von der Europäischen Kommission, vereint 26 Mitglieds- und assoziierte Staaten zur Förderung der blauen Wirtschaft, mit dem Ziel, bis 2030 einen bedeutenden Wandel zu ermöglichen. Dabei steht die Erreichung einer klimaneutralen Wirtschaft im Einklang mit den Zielen des Europäischen Green Deals und der UN-Nachhaltigkeitsziele zum Schutz der Ozeane im Vordergrund. Durch die Bündelung von Investitionen und die Koordination von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten soll ein gesunder Ozean bis 2050 gesichert werden.
Die Förderrichtlinie legt spezielle Bedingungen für deutsche Teilnehmer innerhalb dieser transnationalen Ausschreibung fest. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt somit deutsche Partner bei der Realisierung von Forschungsprojekten, die nachhaltige Lösungen in der blauen Wirtschaft erarbeiten. Diese Projekte sollen nicht nur die Transformation der marinen und maritimen Wertschöpfungsketten unterstützen, sondern auch praktisches Wissen und Handlungsempfehlungen im Bereich der Meeresforschung bereitstellen. Die Förderung setzt eine breite Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie, Zivilgesellschaft und politischen Akteuren voraus und betont die Wichtigkeit des freien Zugangs zu Daten, Digitalisierung und Bürgerwissenschaften (Citizen Science).
Die Richtlinie unterteilt sich in mehrere Bereiche, darunter Förderziele, Gegenstand der Förderung, Zuwendungsempfänger, sowie Art und Umfang der Zuwendung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung von Projekten, die zur klimaneutralen Transformation beitragen und digitale Zwillinge der Ozeane, die Entwicklung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft und die Planung und Verwaltung der Meeresnutzung umfassen.
Die Antragsberechtigung richtet sich an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland, die einen wesentlichen Beitrag zum Forschungsverbund leisten können. Die Förderung erfolgt auf der Basis eines zweistufigen Antragsverfahrens, wobei die Einreichung formeller Förderanträge auf positiv bewertete Projektskizzen folgt.
Diese Förderrichtlinie, wirksam ab ihrer Veröffentlichung im Bundesanzeiger, ist ein wesentlicher Schritt zur Stärkung der Forschung und Innovation im Bereich der nachhaltigen blauen Wirtschaft. Sie trägt nicht nur zu den Zielen des Europäischen Green Deals und der UN-Nachhaltigkeitsziele bei, sondern fördert auch den sozialen und digitalen Wandel im Einklang mit der EU-Agenda für eine nachhaltige blaue Wirtschaft.
Die wesentlichen Informationen zur Förderrichtlinie für transnationale Verbundvorhaben im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ und des Forschungsprogramms „MARE:N“ zur Förderung einer klimaneutralen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen blauen Wirtschaft sind nachfolgend strukturiert dargestellt:
Antragsberechtigung
- Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind antragsberechtigt.
- Einrichtungen der Kommunen, der Länder und des Bundes sowie Verbände und weitere gesellschaftliche Organisationen, wenn sie einen substantiellen, eigenen Forschungs- und Entwicklungsbeitrag leisten.
- Zum Zeitpunkt der Auszahlung einer gewährten Zuwendung wird das Vorhandensein einer Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland verlangt.
Höhe der Förderung
- Die Zuwendungen werden als nicht rückzahlbare Zuschüsse gewährt.
- Maximal 250.000 Euro pro Partner für maximal 36 Monate; bei Verbünden mit zwei deutschen Partnern beträgt die maximale Zuwendung 350.000 Euro pro Projektverbund.
- Die Förderquote kann je nach Art des Projekts und des Antragstellers (z.B. KMU, größere Unternehmen, Forschungseinrichtungen) variieren.
Fördergegenstand
- Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Bereichen:
- Digital Twins of the Oceans (DTO),
- Entwicklung einer blauen Wirtschaft und Offshore-Meeresinfrastrukturen,
- Planung und Verwaltung der Meeresnutzung (Marine Spatial Planning, MSP).
Ablauf und Verfahren
- Zweistufiges Antragsverfahren:
- Einreichung von Ideenskizzen in englischer Sprache durch den Koordinator des europäischen Forschungsverbunds.
- Nach positiver Bewertung der Ideenskizzen Aufforderung zur Einreichung eines formellen Förderantrags.
- Antragsfristen: Ideenskizzen müssen bis spätestens 10. April 2024 eingereicht werden.
- Einreichungsplattformen: Elektronische Anmeldung über die Plattform der SBEP und formelle Anträge über das elektronische Antragssystem „easy-Online“.
Besondere Voraussetzungen
- Mindestens eine wirksame Zusammenarbeit mit Partnern aus verschiedenen Ländern oder Disziplinen.
- Die Projekte sollen anwendungsorientiertes Wissen und Handlungsempfehlungen bereitstellen und die transnationale Zusammenarbeit fördern.
- Projektergebnisse sollen auf mindestens zwei europäische Meeresbecken ausgerichtet sein und deren Synergien berücksichtigen.
Sonstige Bestimmungen
- Einhaltung beihilferechtlicher Vorgaben der EU.
- Verpflichtungen zur Wissenschaftskommunikation und zur offenen Zugänglichkeit der Forschungsergebnisse (Open Access).
- Projekte müssen die in der Förderrichtlinie und der Ausschreibung festgelegten Ziele und Voraussetzungen erfüllen.
Diese Zusammenfassung bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Förderrichtlinie und soll Antragstellern als Orientierung dienen. Für detaillierte Informationen und spezifische Anforderungen ist es empfehlenswert, die vollständigen Förderrichtlinien und Ausschreibungsunterlagen zu konsultieren.
1. Digital Twins of the Oceans (DTO)
Titel: „OceanMirror: Entwicklung eines integrativen Digital Twins zur Simulation und Vorhersage mariner Ökosystemdynamiken“
Zusammenfassung: Das Projekt „OceanMirror“ zielt darauf ab, einen hochentwickelten Digital Twin der Ozeane zu entwickeln, der realitätsnahe Simulationen und Vorhersagen über die Zustände mariner Ökosysteme ermöglicht. Unter Einsatz modernster Technologien der Datenanalyse, künstlichen Intelligenz und Cloud-Computing soll OceanMirror umfassende Datensätze – von Satellitenbildern bis hin zu in situ Messungen – integrieren. Das Projekt fokussiert auf die Modellierung der Auswirkungen des Klimawandels, der Verschmutzung und der Fischerei auf die Meeresbiome. Durch die Schaffung einer interaktiven Plattform werden Wissenschaft, Politik und Industrie befähigt, fundierte Entscheidungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der marinen Ressourcen zu treffen.
Ziele:
- Integration multi-skaliger Datenquellen in ein einheitliches Modell.
- Entwicklung von AI-gestützten Prognosewerkzeugen für marine Ökosystemdienstleistungen.
- Bereitstellung eines interaktiven Tools zur Entscheidungsunterstützung für Stakeholder.
Partner: Forschungsinstitute für Meereswissenschaften, IT-Unternehmen spezialisiert auf KI und Big Data, Umweltschutzorganisationen.
2. Entwicklung einer blauen Wirtschaft und Offshore-Meeresinfrastrukturen
Titel: „BlueHarvest: Innovative Offshore-Aquakultur und Energiegewinnung für eine nachhaltige blaue Wirtschaft“
Zusammenfassung: „BlueHarvest“ konzentriert sich auf die Entwicklung und Demonstration von nachhaltigen Offshore-Technologien, die Aquakultur mit erneuerbaren Energiequellen kombinieren. Ziel ist es, Synergien zwischen der Produktion von Meeresfrüchten und der Gewinnung von Wind- und Solarenergie zu nutzen, um die Effizienz und Nachhaltigkeit maritimer Wirtschaftszweige zu steigern. Durch den Einsatz von Multi-Use-Plattformen soll eine Verringerung des ökologischen Fußabdrucks der blauen Wirtschaft erreicht und gleichzeitig die biologische Vielfalt gefördert werden.
Ziele:
- Entwicklung von integrierten Offshore-Plattformen für Aquakultur und erneuerbare Energie.
- Analyse der Umweltauswirkungen und Optimierung für minimale ökologische Beeinträchtigung.
- Erarbeitung von Geschäftsmodellen für die Skalierung und nachhaltige Nutzung der Technologien.
Partner: Unternehmen aus der Offshore-Energietechnik, Aquakulturbetriebe, Universitäten mit Schwerpunkt auf mariner Biologie und Umweltwissenschaften.
3. Planung und Verwaltung der Meeresnutzung (Marine Spatial Planning, MSP)
Titel: „SeaScape Planner: Entwicklung eines integrativen Tools zur Unterstützung des Marine Spatial Planning“
Zusammenfassung: Das Projekt „SeaScape Planner“ beabsichtigt, ein fortschrittliches Planungstool zu entwickeln, das umfassende Datenanalysen, Stakeholder-Input und Simulationstechnologien nutzt, um optimale Strategien für die Nutzung maritimer Räume zu entwerfen. Durch die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Faktoren soll das Tool Behörden und Planern ermöglichen, konfliktfreie und nachhaltige Nutzungspläne zu erstellen. SeaScape Planner wird als Entscheidungsunterstützungssystem dienen, das die Auswirkungen verschiedener Nutzungsszenarien visualisiert und bewertet, um eine ausgewogene und nachhaltige Meeresraumplanung zu fördern.
Ziele:
- Entwicklung eines umfassenden MSP-Tools zur Analyse und Planung der Meeresnutzung.
- Integration von Stakeholder-Feedback in den Planungsprozess.
- Demonstration der Anwendbarkeit in Pilotregionen mit unterschiedlichen Nutzungsinteressen.
Partner: Nationale Meeres- und Fischereibehörden, Forschungsinstitutionen im Bereich Meereswissenschaften und Raumplanung, NGOs im Bereich Meeresumweltschutz.
Diese Ideenskizzen dienen als Beispiele für mögliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die im Rahmen der genannten Förderrichtlinie Unterstützung finden könnten. Jedes Projekt setzt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und zielt darauf ab, innovative Lösungen für nachhaltige Entwicklung und Nutzung der marinen Ressourcen zu entwickeln.
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